Schachfreunde Wiesental

Interview mit Schiedsrichter zur 38. Schacholympiade (Teil 1)

Unser Vorsitzender Volker Widmann nahm an der 38. Schacholympiade in Dresden als Schiedsrichter teil. In diesem Zusammenhang wurde ein Interview mit ihm geführt, das wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.

Was ist besonders an einer Schacholympiade für die Schiedsrichter und was waren die täglichen Aufgaben?

Nach der täglichen Eröffnungszeremonie wurde jeweils am Spitzenbrett der führenden Mannschaft der erste Zug von einem Prominenten ausgeführt. Sportgrößen wie Felix Magath, Debbie Jones oder Artur Abraham gaben sich neben politischen Hochkarätern wie Innenminister Dr. Wolfgang Schäuble die Ehre. In diesem Moment fanden sie sich im Blitzlichtgewitter der Fotografen wieder. 
Wenn die Männer mit den Kameras den Saal nach einer Viertelstunde verlassen mussten, und die Zuschauer auf Ihre Plätze eingewiesen waren, trat eine wohltuende Ruhe ein. Diese wurde von uns Schiedsrichtern überwacht, ohne die kein Turnier denkbar wäre. Wir mussten auch die Schachuhr in Gang setzen und darauf achten, dass alle Spieler pünktlich zu Spielbeginn ihre Plätze eingenommen hatten. Insgesamt kamen 113 Schiedsrichter zum Einsatz.

Die Schiedsrichter sind für die Einhaltung der Regeln zuständig. 
Zum Beispiel müssen die ausgeführten Züge notiert werden. Die Spieler dürfen nur mit ihrem Mannschaftskapitän sprechen um eventuell ein Remisangebot zu akzeptieren. 
Auch die Zeitkontrolle muss vom Schiedsrichter beobachtet werden. Es ist Pflicht, dass 40 Züge in 90 Minuten plus 30 Sekunden pro Zug zu absolvieren sind. Falls dies nicht geschehen sollte, hat man nach Zeitnot verloren. 
Erstmalig ist auch darauf zu achten, dass ein Remisangebot erst nach dem 30. Zug möglich ist und man muss natürlich absolut neutral sein. 
Man sagt, der beste Schiedsrichter ist der, den man überhaupt nicht bemerkt. In der Schar der eingesetzten Schiedsrichter sind 50 ausländische tätig. Die deutschen Schiedsrichter haben in der Vorbereitung extra einen Lehrgang in Dresden absolviert. 
Wir mussten eine Stunde vor Wettkampfbeginn im Kongresszentrum anwesend sein und zum Teil in extremen Fällen über 7 Stunden die Geschicke der Wettkampfe leiten. 
Es musste nur selten die Höchststrafe, gleichbedeutend mit Partieverlust ausgesprochen werden, wie z.B. beim Klingeln eines Handys. 
Nach der ersten Woche wurden dann täglich einige Damen und Herren ausgelost, die zur Dopingkontrolle mussten. Auch hier waren wir angehalten die betreffenden Spieler nach Beendigung ihrer Partie zu informieren und zum Arzt zu begleiten. 
Insgesamt musste man feststellen, dass die Teilnehmer sehr diszipliniert waren und es deshalb zu wenig Regelverstößen kam.

 

hA -

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